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Der Kreischhort

Autor: Deakan
Eingefügt am: 04.07.2016 , 21:23
Letzte Änderung: am 05.07.2016

 

Aus den Chroniken eines halb blinden Wanderers...

 

...Man meint in der Nacht seien die Berge stumme Diener des Himmels, die die Wolken aufspalten um so schönes Wetter zu bringen. Aber nicht an diesen Bergen hier.
Am Kreischhort ist es nie still.
Immerzu hört man das Kreischen von gefiederten Frauen.
Unter den Bauern nennt man sie auch "mausernde Missgeburten".
Die Gelehrten nennen sie "Harpyien".
Ich selber war noch nie auf dem Gipfel, die Angst packt mich schon von Weitem, wenn ich das Krächzen ihrer lauten Kehlen vernehme. Eins hörte ich Gespräche in Tavernen von mutigen Kriegern, die erzählten wie sie den gefiederten Weibern die Köpfe abgeschlagen haben....

… Ich will endlich selber raus finden, ob es wirklich diese Frauen mit dem Federkleid gibt. Heute bei Tagesanbruch werde ich den Gipfel über den Gebirgspfad besteigen und ihre Nester aufspüren. Sie sollen nun in Brutzeit sein und somit am gefährlichsten. Aber ich kann keine weiteren sechs Monde abwarten, bis ihre Jungen groß genug sind. Ich werde mir ein Jungtier holen und dieses großziehen und studieren. Vielleicht sind sie bemächtigt unsere Sprache zu erlernen. Frieden zwischen den Rassen wäre somit eine Option....

… Der Gebirgspfad ist erreicht, schon jetzt höre ich das Kreischen und mein Herz pocht mir bis in die Kehle rauf. Aber ich werde keinen Rückzieher machen, dafür ist dieses Unterfangen einfach zu wichtig für mich... Das Gelächter wird verstummen, wenn ich einem der Jungtiere das Sprechen beibringe...

… Die Bergkanten sind steil und Messerscharf, wenige Knochen von Tieren und anderem liegen ihnen zu Fuße. Pilze gibt es hier auch, aber weit und breit keine Gräser. Also was fressen die Vogelfrauen dann? Ich hoffe doch, dass sie keine Aasfresser oder allgemeine Fleischfresser sind. Es wäre verheerend einer hungrigen Vogelfrau zu begegnen die gerade am Brüten ist...

… Aus einigen Fuß Abstand habe ich eine kleine Brutstätte ausgemacht.
Die Vogelfrau ist nicht da aber ein winziges Knäuel aus Federn und Krallen hockt zwischen weiteren Eiern. Sie scheinen noch nicht geschlüpft zu sein, sie sind so groß wie ein Mehlsack aber nicht ganz so breit. Ich werde nun einige Augenblicke abwarten und mir dann das Jungtier holen, vorausgesetzt die Mutter taucht nicht auf...

… Fast hatte ich das große Nest erreicht und das Jungtier war schlafend zwischen den Eiern eingerollt. Noch einen Schritt weiter und ich konnte das kleine Knäuel erreichen. Sein Gefieder war sehr weich und warm, es fühlte sich an wie Seide...

… Das Kreischen ließ mich zurück zucken, ich presste die Hände auf meine Ohren und sank in die Knie. Kaum hörte der Lärm auf, sah ich nach oben und das letzte was ich sah, war die Harpyienmutter die mir ein Auge auspickte und das andere verletzte... Sie ließ sofort von mir ab und flatterte kreischend zu ihrem Jungtier um scheinbar nachzusehen ob alles in Ordnung sei. Unter Schock ergriff ich die Gelegenheit und stolperte zurück zum Gebirgspfad, ich lief so lange bis mich meine Kraft verließ. Der Heiler, bei dem ich aufwachte erzählte mir, dass ich es bis zur alten Nordstrasse geschafft hatte und ein Bauer mich entdeckt und her gebracht hatte...

… Ein Auge habe ich bei den Vogelfrauen verloren, das andere konnte vom Heiler gerettet werden, aber dafür kann ich nun bestätigen, dass es sie wirklich gibt und es sind wirklich gefiederte Frauen...

… Krieger berichteten, dass Harpyien allergisch auf Bronze reagieren würden, dies möchte ich allerdings nicht raus finden... nicht noch einmal...

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